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Beginnen ist einfach. Beginnen ist verheißungsvoll. Enden hingegen ist schwer, oft begleitet von einem Gefühl des Verlusts. In Unternehmen, die sich dem Neuen verschrieben haben, wird das Aufhören kaum je gefeiert. Dabei liegt genau darin eine bislang wenig genutzte Quelle für nachhaltigen Fortschritt.

Warum Innovation allein nicht genügt

Heute dominiert das Streben nach Innovation. Neues soll das Alte ersetzen, Probleme lösen und Zukunft gestalten. Doch die exklusive Fokussierung auf das Schaffen übersieht: Ohne das bewusste Aufgeben überholter Strukturen entsteht kaum Raum für wirksame Erneuerung. Exnovation – das aktive, reflektierte Aufhören – wird zur essenziellen Schwester der Innovation.

Die Forschung zeigt: Unsere Gesellschaft ist tief von einem „Pro-Innovation Bias“ geprägt. Neu gilt als besser, effizienter, erfolgreicher. Doch Innovation allein genügt nicht. Insbesondere bei komplexen Herausforderungen offenbart sich, dass nicht alles Neue Probleme löst, sondern dass oft das konsequente Loslassen älterer Denk- und Handlungsmuster der erste Schritt ist.

Exnovation braucht Mut und neue Vorbilder

Ein Beispiel dafür bietet die Automobilindustrie. Unternehmen wie Volvo setzen inzwischen gezielt auf die Reduktion von Produktlinien, um Ressourcen auf Elektromobilität zu konzentrieren – nicht, weil die klassischen Verbrenner keine Gewinne mehr abwerfen, sondern weil eine Überfülle an Optionen den Weg in eine klare Zukunftsstrategie versperrt.

Auch Technologieunternehmen wie Dropbox haben nach einer Phase schnellen Wachstums bewusst Dienste eingestellt, die zwar funktionierten, aber nicht mehr zur strategischen Ausrichtung beitrugen. Dieser bewusste Abschied schuf neue Fokussierungskraft.
Exnovation verlangt mehr als operative Entscheidungen. Sie fordert eine Kultur, die Abschiede nicht als Scheitern, sondern als Teil eines lebendigen Erneuerungsprozesses versteht. In einer Welt, die Addition liebt, braucht es die bewusste Einübung subtraktiven Denkens.

Systematische Exnovation als Zukunftskompetenz

Systematische Exnovation erfordert drei Dinge: Erstens eine permanente Reflexion bestehender Aktivitäten. Zweitens die strategische Schärfe, zwischen überlebtem und tragendem Fundament zu unterscheiden. Drittens den Mut, Abschiede sichtbar und kollektiv zu gestalten, auch wenn sie Schmerz auslösen.

Wer Exnovation beherrscht, schafft sich einen Handlungsspielraum, der heute knapper wird: Fokus, Klarheit und Agilität.

Drei Reflexionsfragen für die Praxis

  1. Welche unserer Aktivitäten tragen heute nicht mehr zu unserem Zukunftsbild bei?
  2. Wie gestalten wir bewusste Abschiedsprozesse, die Würde und Wertschätzung erhalten?
  3. Wo verhindern liebgewonnene Erfolge, dass wir neue Wege mutig beschreiten?

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